AG Wir haben genug – Vom immer mehr zum guten Leben – Kann eine gerechte Lösung gelingen?
So kann‘s nicht bleiben:
Bisher waren wir alle gewohnt, dass nur solche Produkte und Dienstleistungen von der Wirtschaft erzeugt werden können, für die Finanzierungsquellen vorhanden sind oder gefunden werden können. Das heißt für die Wirtschaft vor allem: Produkte, mit denen Profit gemacht werden kann. Auf der Seite der Verbraucher steht dagegen, dass für Viele, immer mehr zu haben, zu einem Lebensstil geworden ist. So funktioniert unser Wirtschaftssystem, der Kapitalismus. Das ist die einseitige Richtung, in der von Wirtschaft und Politik bisher gedacht wird. Die Überflussgesellschaft lebt jedoch auf Kosten ihrer eigenen Zukunft.
Was kann gehen – was geht nicht?
Wenn wir als Gesellschaft die Klimakrise abwenden wollen, kann in Zukunft deshalb nur erzeugt werden:
- wofür auf Dauer ökologisch verträglich gewinnbare Ressourcen verfügbar sind – und
- womit ein ökologisch verträglicher Ausstoß an Abgasen (Emissionen) verbunden ist.
Produkte und Dienstleistungen, die diesen Kriterien genügen, müssen selbstverständlich allen Menschen zugänglich sein. Schon allein daraus ergeben sich, da unsere Erde ein geschlossenes System ist, Wachstumsgrenzen. Derzeit liegen wir als Menschheit weit über diesen Grenzen.
Eine der positiven, zuversichtlichen Stimmen aus der Wissenschaft lautet:
„Viele Wissenschaftler haben davor gewarnt, dass nichts wichtiger sei als das Vermeiden von katastrophalen Kipppunkten bei den grundlegenden Vorgängen auf der Erde. Glücklicherweise haben wir genügend Wissen und Daten zusammengetragen, um planetarische Grenzen hierfür zu definieren. Wenn wir diese Grenzen respektieren, können wir einen sicheren Weg in eine Zukunft mit unbegrenzten Möglichkeiten beschreiten.“ (in: Johan Rockström, Matias Klum „Big World Small Planet“)
Die genannten „unbegrenzten Möglichkeiten“ sollten auf keinen Fall zu leichtsinnig interpretiert werden. Die Grenzen der Belastbarkeit unseres Planeten und die kritischen Kipppunkte sind der Ausgangspunkt unserer Überlegungen. Andere Wissenschaftler sehen die Lage auch eher als bedenklich an. Es geht um eine andere Produktion und um einen anderen genügsameren Verbrauch, der für ein gutes Leben genügt. Lebensqualität bedeutet ja oft eher Zugang zu einem funktionierenden Gesundheitssystem, Teilhabe an Bildung, Kultur und Infrastruktur, Bewegungsfreiheit… Wenn wir also davon ausgehen, dass wir mit dem Wirtschaften auf unserer Erde innerhalb der planetarischen Grenzen bleiben müssen, dann ist es unumgänglich, dass die Wirtschaft insgesamt wird stark schrumpfen müssen. Das sind unsere Möglichkeiten, die wir kreativ nutzen können.
Darüberhinaus muss die höchst unterschiedliche Versorgungslage in den verschiedenen Teilen der Welt berücksichtigt werden. Vorrangig ist ein Grundbedarf sicherzustellen, der für alle und überall gilt.
Daher ist zu entscheiden, was genau dann produziert wird, bzw. auf was zu verzichten ist. Es kann nämlich nicht alle wirtschaftliche Tätigkeit wachsen, sondern es muss ein Nebeneinander von Mehr hier und Weniger dort geben.
In diesem Sinne bedeutet die Erfüllung der genannten Anforderungen vor allem:
Jede wirtschaftliche Tätigkeit, die planetarische Grenzen nicht sprengt, kann wachsen,
was diesen Erfordernissen nicht genügt, muss schrumpfen – und schließlich verschwinden.
- Dort, wo die Versorgung des Grundbedarfs mangelhaft oder nicht gegeben ist, muss die Wirtschaft wachsen, um die Versorgung der Menschen sicherzustellen (z.B. in den Entwicklungsländern).
- Dort, wo der Grundbedarf befriedigt ist bzw. eine solche Befriedigung durch wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen leicht herstellbar ist, muss die Wirtschaft unter Verzicht auf die Herstellung von Produkten und Dienstleistungen, die den Vorrangbedarf überschreiten, schrumpfen.
Was brauchen wir wirklich – und was nicht?
Der erste Schritt, diese Frage zu beantworten, besteht darin, einen Vorrang- oder Grundbedarf festzulegen. Was also soll zum Grundbedarf zählen?
- Ernährung
- Bekleidung
- Wohnen
- Gesundheitsschutz und –versorgung
- Kinder- und Altenversorgung
- Bildung und Ausbildung
- Alltagslebensgestaltung
- Kultur / Sport
- gesellschaftliche Teilhabe (Information, Kommunikation, öffentliche Dienstleistung, Demokratie, Mobilität)
Braucht es eine Rangfolge zwischen: notwendig – nützlich – wünschenswert? Das ist allerdings eine heikle Angelegenheit, eben weil die Menschen verschiedenste Bedürfnisse haben und sie verschieden gewichten. Und Bedarf ist wiederum nicht gleich Bedürfnisse. Der Teufel steckt im Detail. Fest steht nur, es kann nicht bleiben, wie es ist, wenn wir als Menschheit weiterhin bestehen wollen.
Wir fragen uns:
- Was sollte demgemäß verbindlichen Regeln unterworfen werden? Was nicht? Und Wie?
- Wer entscheidet, was Vorrang hat und was nicht?
- Soll man den unterschiedlichen Bedarf nach Obrigkeitsvorstellungen einfach anordnen?
Doch selbst die derzeit praktizierten mehrheitsdemokratischen Entscheidungen bestehen darin, dass dann die Mehrheit den Minderheiten vorschreiben würde, was wichtiger ist und was weniger wichtig ist.
Wie ist deine Meinung?
- Soll die Mehrheit sich durchsetzen, um die Ziele zur Erhaltung des Planeten für uns alle zu erreichen?
- Ist in diesem Falle Verlass auf die Mehrheit?
- Ist Verlass auf die Politik?
- Wie sollten gerechte Entscheidungen zustande kommen?
Bildnachweis:
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Nach der Corona-Krise: weiter so wie gehabt?
- Weiter mit der stetigen Erwärmung des Klimas – was uns ein erträgliches Leben verunmöglichen wird?
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